Fusionierte UBS: Too big to bail !

Die von der Schweizer Regierung, Aufsicht und Nationbank arrangierte Übernahme der Credit Suisse (*1856) durch die UBS führt zu einem Finanzgiganten, der nicht nur „Too big to fail“ ist, sondern zumindest für die Schweiz „Too big to bail„!

Mit einer aggregierten Bilanzsumme von rund 1,7 Billionen USD und 123.000 Mitarbeitenden entsteht eine Bank, die zweimal so groß ist, wie das Schweizer Bruttoinlandsprodukt und unter den westlichen Banken auf Platz 10 rückt! Größer als Deutsche Bank, ING-Group etc.

Neue UBS unbeherrschbar

Es entsteht eine Bank, die für die Schweiz nicht mehr beherrschbar ist. Gleichzeitig ist klar, dass Probleme der neuen UBS weit über die Schweiz ausstrahlen würden – fehlende Beherrschbarkeit und Angst vor einem weltweiten Flächenbrand waren Gründe, warum man bei der CS an einem Wochenende diese drastischen Maßnahmen ergriffen hat. Dabei wurden kartellrechtliche Bedenken ignoriert und eine juristisch zweifelhafte Auslegung der Haftungsreihenfolge durchgezogen: Aktionäre erhalten 3 Mrd. CHF, während 16 Mrd. CHF AT1-Anleihen für nichtig erklärt werden.

Aufsicht hat versagt

Einmal mehr hat die Aufsicht versagt und auch Defizite im bestehenden Aufsichtsrecht aufgezeigt! Noch im Geschäftsabschluss 2022 weist die CS-Group gute Aufsichtsziffern aus: CET1: 14,1%, Leverage Ratio: 7,7%, LCR – die besonders kritische Liquiditätsquote: 144%, es müssen mindestens 100% sein.

Dennoch haben massive Mittelabflüsse – allein in Q4 2022 138 Mrd. CHF und fehlendes Kunden- wie Aktionärsvertrauen zur fatalen Situation geführt. Fairnishalber muss man zugestehen, dass die schweizer Aufseher, hier nahezu alternativlos agierten. Es ging nur noch um Schadensbegrenzung und nicht mehr um Gestaltung.

Aufseher haben zu spät und zu wenig konsequent reagiert, auf die Skandale der letzten Jahre bei der international systemrelevanten Bank (G-SIB): Beschattungsskandale von leitenden Mitarbeitern, Greensill-Fonds-Debakel, Hedgefonds Archeos Capital mit 5 Mrd. Franken Verlust. Vorstandsvorsitzende ignorierten Covid-Regeln und mussten abdanken. … In 2022 wies man einen Verlust von 7,3 Mrd. CHF aus!

Aufsichtsrecht wird sich verschärfen – diskutierte Ansätze:

  • Stringente Umsetzung von Basel IV in der EU
    => u.a. rd. 20% höhere Eigenkapital-Anforderungen bei v.a. großen Banken
  • 0%-RGW bei Staatsanleihen muss zu echten RGWs werden. Problem: Südeuropäische Staaaten
  • Verstärkung / Erhöhung Leverage Ratio
  • Keine Anrechnung von HtM-Portfolien in LCR (HQLA)
  • Erhöhte Anforderungen an Liquidität für G-SIBs
  • Trennbanksystem oder Ringfencing wie in UK

Einzelne Banken werden insolvent – weltweite Bankenkrise droht nicht

Eine weltweite Bankenkrise kann hoffentlich vermieden werden. Die CS wie auch die Silicon Valley Bank in USA waren Sonderfälle mit großen Besonderheiten und Managementfehlern.

Einzelne Banken werden die Liquiditäts- und Vertrauens-Verwerfungen allerdings nicht überleben. Einige regional-tätige US-Banken kämpfen derzeit mit hohen Liquiditätsabgängen. Es kann durchaus sein, dass die US-Regierung ihr latent schon ausgegebenes Versprechen der kompletten Einlagengarantie explixit aussprechen muss. Dann wäre es wieder einmal am Steuerzahler, die Zeche zu zahlen. Diesmal rutschen aber nicht die großen Banken ab (2008), sondern v.a. die kleinen Institute.

Notenbanken Mitverursacher des Problems

Bei all dem darf man die jahrelange Notenbankpolitik von FED, EZB usw. nicht außer acht lassen: Mit künstlichen Niedrigstzinsen wurden Banken in niedrig verzinsliche Assets gelotst, jetzt hat man historisch schnell und massiv Zinsen erhöht. Die Folge: Vermögenswerte der Banken verfallen im Wert – mit ein Auslöser des Problems.

 

Link zu Finma-Meldung der Übernahme: https://www.finma.ch/de/news/2023/03/20230319-mm-cs-ubs/

 

Fotohinweis: Julie Ricard by unsplash.com